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  • AutorenbildSonja Tanzer

Herbstkräuter - must haves

Aktualisiert: 29. Sept. 2022

Mit den folgenden 7 "Kräutern" gebe ich dir einige Vorschläge an die Hand, mit denen du gut durch den Winter kommen wirst. In den klassischen, krautigen Pflanzen gehen die Wirkstoffe jetzt zwar rapide zurück, aber in den Nadeln, Früchten, Wurzeln und Samen findest du gerade jetzt die Wirkkraft, die du unbedingt in seiner Winterapotheke haben solltest.


Diese Pflanzen können durchaus "Löcher" stopfen, die während des Frühjahres und Sommers entstanden sind. Einfach, weil du entweder keine Zeit hattest oder das Wetter nicht entsprach, weil du im Urlaub oder krank warst. Vielleicht hattest du schlicht auch einfach mal keine Lust zum Kräutersammeln. Hier stelle ich dir 7 heilkräftige "Kräuter" vor, mit denen du normalerweise gut durch den Winter kommen wirst.

 

Holunderbeeren - Frau Holle´s Geschenk an die Menschenkinder

Der lateinische Name des Strauches ist Sambucus nigra, er gehört zu den Moschuskrautgewächsen.

Zu beachten ist, dass alle Teile vom Holunder in ROHEM Zustand - innerlich eingenommen - giftig sind. Das bedeutet, du bekommst richtig Vergiftungserscheinungen wie Schweißausbrüche, Schüttelfrost, Erbrechen, Durchfall - einfach das volle Programm. Deshalb ist es weise alles, was du vom Holunder zu dir nimmst, vorher zu verarbeiten. Vom Holunder können wir fast alles verwenden - von den Blättern und Blüten bis hin zur Rinde und dem Mark. Im Herbst wenden wir uns vor allem den Beeren zu.


Die schwarzen Vitaminbomben strotzen nur so vor gesunden Inhaltstoffen. Antioxidantien, Flavonoide, Mineralstoffe und eben Vitamine - alles zu unserer Verfügung, um unser Immunsystem zu stärken und die Gesundheit zu erhalten - und das auch noch gratis! Die Beeren kannst du auf vielfältiger Weise zu dir nehmen. Marmelade, Sirup, Saft oder Likör zum Beispiel. Ich gebe sie dafür in den Dampfentsafter, weil mein Kind die Kernchen nicht isst - aber das muss natürlich nicht sein. Marmelade schmeckt pur oder mit Äpfeln oder Pflaumen gemischt besonders gut. Achte darauf, dass so wenig Zweiglein wie möglich dabei sind, diese machen das Endergebniss oft bitter und das wäre wirklich schade um die Arbeit.

Wenn du im Oktober/November über ein paar Wochen lang jeden dritten Tag etwas aus den Holunderbeeren zu dir nimmst, dann ist dein Immunsystem bestens für den Winter gerüstet.


 

Wacholderbeeren - im Herbst genau richtig!

Auch die Wacholderbeeren sind ausgezeichnet dazu geeignet, unser Immunsystem in Schwung zu bringen. Wenn man sie im Herbst frisch erntet, schmecken sie fruchtig-harzig, jedenfalls richtig gut!

Der Wacholder (lat. Juniperus communis) ist eine der ältesten Räucherpflanzen und wurde seit jeher unter anderem dafür genutzt, das Krankenlager aus zu räuchern. Aber nicht nur das Krankenlager, wenn die Pest oder andere anteckende Krankheiten hausten, wurden Wacholderzweige verräuchert um die "Dämonen" zu vertreiben. Heute würden wir sagen, wir desinfizieren mit dem Wacholderrauch.


Eine recht bekannte Kur von Kneipp ist die Wacholderbeerenkur: man fängt mit einer Beere am ersten Tag an, isst zwei am zweiten Tag und fährt so fort bis zum zwölften Tag. Ab dem dreizehnten Tag nimmt man immer eine Beere weniger zu sich bis man wieder bei null angelangt ist. Die Früchte müssen nicht alle auf einmal gegessen werden, man kann sie schön über den Tag verteilt verzehren.


Diese Anwendung stimuliert ebenfalls unser Immunsystem. Wacholderbeeren regen die Nierentätigkeit an und entwässern den Körper. Auch auf das Verdauungssystem wirken sie positiv - so kann diese Kur zum Beispiel nach den Weihnachtsfeiertagen durchgeführt werden um unseren Körper zu entlasten. Ein Tee aus einem Teelöffel Beeren mit einem viertel Liter Wasser übergossen und 5 Minuten ziehen gelassen, hilft bei Magenschwäche, Durchfall, Sodbrennen, Galle- und Leberbeschwerden. Hilfreich sind die kleinen schwarzen Beerenzapfen und auch die Zweige bei rheumatischen Beschwerden - entweder du verräucherst sie und hältst das betroffene Glied darüber oder du stellst ein Dampfbad her. Ebenso lindert dieser Tee Harnwegsinfektionen.


Geerntet werden ausschließlich die schwarzen Beeren, die im dritten Jahr nach der Bestäubung reif sind. Die grünen Beeren zu ernten bringt nichts, sie reifen nicht nach!


In der Schwangerschaft und bei Problemen mit den Nieren darf diese Kur nicht durchgeführt werden!


 

Engelwurz - bei Erkältung und für die Verdauung

Angelica sylvestris - die Waldengelwurz kann jetzt schön langsam geerntet werden. Wir nehmen im Herbst vorallem die Wurzeln und die Samen. Beide können zu einen wohlschmeckenden Likör angesetzt werden. Die Wurzel kann getrocknet und gepulvert werden - ein wenig über das Essen gestreut hilft sie bei Verdauungsbeschwerden. Verwendet wird die Wurzel der einjährigen Pflanze - das bedeutet, wenn bereits ein Samenstand ausgebildet ist, darfst du weiter suchen.

Ein Ölauszug zu einer Salbe verarbeitet wirkt wunder bei Schnupfennasen und kann auch als Brustbalsam verwendet werden.


Bereits im Mittelalter erkannte man die große Heilkraft der Engelwurz. In vielen Klöstern wurden die Wurzeln zu Magenbittern- und Likören verarbeitet. Sogar im guten alten Schwedenbitter ist sie vertreten. Ein Tee hilft zuverlässig bei Verdauungsstörungen und ist ein wahres Tonikum für die Galle und auch für die Nerven.


Engelwurz ist überall dort angebracht, wo man sich anstecken kann. So hat man früher den Kindern ein Stück der Wurzel um den Hals gebunden wenn die Grippe umging. Daran konnten sie immer wieder mal reiben und die ätherischen Öle boten zuverlässigen Schutz - ich mache das übrigens heute noch!


Der Tee oder die Tinktur ist ein gutes Mittel bei Brust- und Bronchialleiden. Sie unterstützt bei Husten und ergänzt die Behandlung bei einer Lungenentzündung.

 

Hagebutte - es tanzt ein Bi-ba-butzemann...

Die Früchte der Rosa canina findest du nun an allen Ecken und Enden. Die kleinen, roten Sammelfrüchte sind echte Glücksfälle. Das in ihnen enthaltene Vitamin C wird nämlich von besonderen Inhaltsstoffen geschützt, so bleibt es weitestgehend auch beim Kochvorgang erhalten. 100 g Hagebutten enthalten ca. 800 mg Vitamin C - das ist der höchste Wert, den eine heimische Pflanze aufweist, nur der Sanddorn hat annähernd so viel.


Die Hagebutten werden entweder getrocknet oder frisch als Marmelade verkocht. Beim Trocknen sollte man rasch vorgehen, um Schimmelbildung zu vermeiden. Die Früchte werden halbiert und die Kerne entfernt - das ist ziemlich viel Arbeit, die sich aber auf alle Fälle lohnt. Die Kerne werden gewaschen, damit die feinen Härchen (früher von Lausbuben als Juckpulver verwendet) abgespült werden und dann - so wie das Fruchtfleisch - getrocknet. Die getrockneten Hagebutten können als gesunde, herbstliche Knabberei verwendet oder in den Tee gemisch werden. Wenn man die Kerne zermahlt, geben sie dem Tee ein feines vanilleartiges Aroma. Man kann das Pulver aber auch essen: ein halber Teelöffel voll am Morgen auf nüchternem Magen eingenommen hilft gegen Arthrose und Arthritis. Das Vitamin C hilft, Erkältungskrankheiten vorzubeugen.


Ein Tee aus den Früchten - also ein Einzeltee - wirkt schweißtreibend und ist sehr durststillend bei Fieber.


Für die Marmelade sollte man ebenfalls die Kerne und die Härchen entfernen. Anschließend stellt man die Hagebutten in einem Kochtopf über Nacht auf und füllt so viel Wasser dazu, dass es etwa einen fingerbreit oberhalb der Früchte steht. Am nächsten Tag schöpft man die Härchen mit einem Sieb von der Wasseroberfläche ab, gibt entsprechend Zucker dazu und bringt das Ganze zum Kochen. Wenn die Hagebutten weich sind kann man sie mit einem Pürierstab zu Mus verarbeiten und in saubere Gläser abfüllen. Köstlich und gesund - und bestens für die Weihnachtskekse als Füllung geeignet.


 

Weidenrinde - die natürliche Vorgängerin von Aspirin

Salix sp. sagen die Lateiner zu ihr. Es gibt etwa 400-500 Arten von ihr in unseren Breiten. Die Rinde wird im sehr zeitigen Frühjahr oder im Herbst geerntet und zwar von den 2 - 4 jährigen Ästen. Am besten man zwickt einen Ast ab und schält diesen dann, damit hat man reichlich genug für den Winter.


Die Weidenrinde enthält fiebersenkende, blutverdünnende, antirheumatische und schmerzstillende Inhaltsstoffe, dabei ist besonders das Salicin zu erwähnen. Salicin wird im Körper zu Salicylsäure umgewandelt und entfaltet dadurch die oben erwähnten Wirkungen. Heute wird der Wirkstoff Acetylsalicylsäure synthetisch hergestellt und ist in Aspirin und dessen Ablegern mit all den Nebenwirkungen eines synthetischen Stoffes enthalten. Das Aspirin hat seinen Namen vom Echten Mädesüß - Filipendula ulmaria, ein Rosengewächs mit ebenfalls beträchtlichem Gehalt an Salicin. Sein früherer Name war Spierstaude, deshalb A SPIR in.


Die Weidenrinde wird in Teeform als Aufkochung, aber auch als Tinktur eingenommen.

 

Bartflechte

Die Bartflechte oder Baumbart - Usnea barbata - ist eine typische Schleimstoffdroge. Das bedeutet, wenn man sie richtig verarbeitet, dann legen sich die Wirkstoffe über die Schleimhäute und verschaffen Linderung. Besonders bei festsitzendem, lästigen Husten wirkt sie ausgezeichnet. Der Tee wird als Kaltauszug hergestellt und am besten auch kalt getrunken. Der Geschmack lässt zwar etwas zu wünschen übrig, aber die Wirkung überzeugt. Bei Entzündungen in Rachen, Hals und auch im Magen ist sie äußerst wohltuend.

Als der Wirkstoff schlechthin ist hier die Usninsäure zu nennen, sie und die rund 800 weiteren Wirkstoffe in der Flechte geben eine Gesamtkomposition ab, die als natürliches Antibiotikum gilt.

 

Nadelbäume

Fichte, Tanne, Föhre, Kiefer, Lärche, Zirbe

Die heimischen Nadelbäume haben mehr oder weniger ähnliche Wirkungen auf den menschlichen Körper. Abgesehen von der äußerst heilsamen und beruhigenden Wirkung des Waldbadens - übrigens auch im Winter möglich - helfen auch die Harze und die Nadeln bei verschiedenen Zipperlein.


Alle gemein haben die positive Wirkung auf die Atemwege und Lunge. Bei fast jeglicher Art von Husten kann man entweder Inhalieren, Tee trinken, ein Bad nehmen oder eine Salbe auf die Brust schmieren. Verwendet werden hierbei die Nadeln. Nimm bitte keine Nadeln aus Kulturen, diese Bäume wurden behandelt und sind für die Heilkunde wertlos.


Die Tanne hat zusätzlich einen guten Einfluß auf die Harnwege. Ein Tee mit ihren Nadeln spült durch und nimmt Bakterien mit.

Die Lärche ist bekannt für ihre gute Zugwirkung - so wird aus ihrem Harz die bekannte Pechsalbe hergestellt, die als Zug- und Heilsalbe ein großes Anwendungsgebiet abdeckt. So kann man sie bei Husten auf die Brust auftragen, bei eitrigen Geschwüren, Pickeln, Splittern, eingewachsenen Nägeln usw. Das Fichtenpech hat eine ähnlich gute Wirkung, am besten ist eine Mischung aus beiden.


Bei Krampfhusten wie zB Keuchhusten oder Asthma ist von einer Anwendung ab zu sehen, da diese Zustände unter Umständen verstärkt werden könnten.


Mit dieser kleinen Auflistung müsstest du eigentlich gut durch den Winter kommen. Es ist noch genügend Zeit, also kannst du die warmen Herbsttage bis etwa Ende Oktober noch nutzen um dir deine Winterapotheke zusammen zu stellen.


Nützliche Hinweise und Tipps

Wie du die Kraft der Kräuter am besten einfängst, erfährst du in diesem Leitfaden "Kräuter richtig Sammeln" als gratis download von mir.


Wie du einen guten, heilsamen Tee zubereitest, kannst du in diesem Blogbeitrag nachlesen.







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